147 Mal Applaus und Jubel: Die Frauen feierten sich begeistert, als sie ihre Abschlusszeugnisse entgegennahmen. Früher waren sie Wäscherinnen oder Hausmädchen bei Reichen in Arabien. Nun feierten die Mütter den Abschluss ihrer Ausbildung: Dank Menschen für Menschen sind sie nun stolze Hauswirtschafterinnen. Wie wertvoll ihre Kenntnisse sind, davon berichtete eine frühere Abgängerin, die jetzt ihre eigene Kinderkrippe leitet.
Sechs Monate lang nahmen 147 Frauen an einer Ausbildung von Menschen für Menschen in Hauswirtschaft teil. Künftig können sie selbstbestimmt für sich und ihre Kinder sorgen. Die Ausbildung geniesst einen guten Ruf. Die Bildungsstätte ist gut vernetzt mit Arbeitgebern, weshalb der Abschluss fast einer Garantie auf einen Job gleichkommt. Die meisten arbeiten bald in festen Anstellungen, in Hotels im Service, in Restaurantküchen oder als Betreuerinnen in Kinderkrippen.
Manche der Frauen wollen sich lieber mit einem Gewerbe selbständig machen, etwa mit einem Catering-Service, den sie von zu Hause führen können, damit sie sich dort auch um ihre Kleinkinder kümmern können. Aber alle Frauen verlassen die Unterrichtsräume mit neu gewonnenem Selbstvertrauen – davon zeugten die Reden und auch die zuversichtlichen Gesichter bei der feierlichen Übergabe der Zeugnisse Anfang Januar.
Zusätzliche Zuversicht gab Woinshet Derje, die ihre Ausbildung ein Halbjahr zuvor abgeschlossen hatte. Sie berichtete der Festgemeinde von ihrem Erfolg. Die dreifache Mutter nutzte ihre neuen Kenntnisse in Kinderbetreuung, um bei der Stadtverwaltung um eine Förderung ihrer Geschäftsidee nachzusuchen: Mit einem öffentlichen Kleinkredit vermochte sie in ihrem Haus eine Kinderkrippe zu eröffnen. Mittlerweile betreut sie dort sieben Kleinkinder. Die Einrichtung sorgte bereits für die Entstehung eines zusätzlichen Arbeitsplatzes: Woinshet hat eine Helferin eingestellt.
«Frauen auszubilden, heisst die Entwicklung des Landes voranzutreiben», sangen einige Absolventinnen im eigens vorbereiteten kleinen Theaterstück. «Wir können unser Leben ändern und einen Unterschied machen – für uns selbst und die Gesellschaft.» Der Refrain blieb der Festgemeinde als Motto der Zukunft im Ohr: «Ja, wir können es!»
Insgesamt bildeten sich 2024 in dem Angebot 295 Frauen zu Hauwirtschafterinnen aus. Bereits im Sommer hatten 148 Frauen ihr Zeugnis erhalten. Dadurch summiert sich die Gesamtzahl der Frauen, die dank der Unterstützung unseres Hilfswerks die Ausbildung durchlaufen haben, auf 2005.
Menschen für Menschen wird das Programm fortsetzen. Die Ausbildung – und damit die Schaffung von Lebensperspektiven für eine Mutter und ihre Kinder – kostet pro Teilnehmerin rund 250 Franken. Derzeit, Mitte Januar 2025, läuft die Bewerbungs- und Aufnahmephase für den 39. Kurs. Aufnahmekriterium für die Frauen ist neben ihrem erklärten Fleiss ihre besondere Armut.
Woinshet Derje, die erfoglreiche Gründerin, hat ihren Betrieb «Efoye-Kinderkrippe», genannt. Das Wort «Efoye» lässt sich mit «Ruhe» oder auch «Stabilität» übersetzen. Ein Zustand also, den alle Absolventinnen erreichen wollen – und nun auch erreichen können.