Nach der neunten Klasse musste Petros Yonte die Schule aus Armut abbrechen. Doch wie Geld zum Überleben verdienen? In seinem Heimatdistrikt Abaya gibt es kein Handwerk, keine Industrie. Die Hilfsarbeit in der Landwirtschaft bringt nur Hungerlöhne. Eine Chance liegt im Kleingewerbe. Menschen für Menschen hilft jungen Gründern, eine Existenz aufzubauen.
Nach der Schule halt Petros einem Viehhändler. Er schaute auf den wöchentlichen Märkten nach Ziegen und Schafen, verhandelte mit den Bauern den Preis und bekam dafür vom Händler eine – viel zu kleine – Kommission.
So wäre Petros Leben weitergegangen, und seine beiden kleinen Töchter wären im Mangel aufgewachsen, wenn nicht Menschen für Menschen im Dorf eine genossenschaftliche Spargruppe initiiert und mit Startkapital ausgestattet hätte. Dort gestanden die Mitglieder Petros einen Kredit über umgerechnet 300 Franken zu. «Mit dieser Summe kann ich acht Ziegen oder Schafe kaufen – und zu einem späteren Zeitpunkt oder auf einem anderen Markt wieder verkaufen.» So verdiene er an guten Markttagen zwölf Franken – sein Einkommen habe sich mehr als verdreifacht.
Aber nicht jeder Tag ist Markttag. Also hat der 27-Jährige diversifiziert: «Ich habe eine elektrische Haarschneidemaschine gekauft.» Für 36 Rappen schneidet er seinen Kunden die Haare an seinem Stand auf dem Marktplatz, wo es Strom gibt. «Das Handwerk habe ich mir bei anderen Coiffeuren abgeschaut.»
Auf dem Hof der Familie hat er ein Lehmhaus gebaut – er hofft, dort bald einen Stromanschluss zu bekommen, um einen modernen Friseursalon mit Teestube einrichten zu können. Doch der fehlende Strom kann Petros nicht stoppen: Vorläufig verpasst er dort seinen Kunden neue Frisuren noch mit einem mechanischen Haarschneider.
WARUM WIR HELFEN
In den Bezirken Gelana und Abaya sind die landwirtschaftlichen Methoden veraltet und wenig ertragreich. Die jungen Leute brauchen Einkommen und Perspektiven, damit sie nicht als Armutsflüchtlinge in die Städte abwandern müssen.
WAS WIR ERREICHEN
Insgesamt fördern wir in den Landdistrikten Abaya und Gelana rund 200 junge Leute wie Petros mit Mikrokrediten. Sie bringen mit Eselkarren Gemüse zum Markt, handeln mit Getreide, ziehen Hühnerküken auf, mästen Kleinvieh. Diese Existenzgründungen haben das Ziel, dass sie in ihrer Heimat ein lebenswürdiges Dasein aufbauen können. Ihre Rückzahlungen gehen an genossenschaftliche Spargruppen, die damit neue Kredite vergeben.