Mikrokredite: Kleine Kredite, grosse Wirkung
Vor einem Jahr berichteten wir über die Kleinbäuerin Birke Eshetu. Hunger gehörte zum Alltag ihrer Kinder. Dank unseres Mikrokredits konnte die Familie beginnen, Ochsen zu mästen. Nun haben wir die Familie wieder besucht. Es hat sich viel getan!
SIE IST KAUM WIEDERZUERKENNEN. Ihre Zähne blitzen, ihre Augen leuchten. Birke Eshetu ist eine selbstbewusste und frohe Frau geworden. Ein Jahr zuvor war sie noch ein anderer Mensch. Ihr Gesicht schien meist leblos, die Augen stumpf. Sie konnte ihren Kindern nur zwei karge Mahlzeiten am Tag bieten. «Es tut so weh in meiner Brust, wenn sie um Essen betteln und vor Hunger weinen», sagte sie.
Doch damals hatte Menschen für Menschen ihr gerade mit Hilfe eines kleinen Kredits zu zwei Ochsen verholfen: «Das ist die erste Chance, die ich je erhalten habe», sagte sie. Jetzt, ein Jahr später, die Verwandlung zu einem zuversichtlichen Menschen. Was ist seither geschehen? «So viel!», sagt Birke. «Meine Kinder tragen keine Lumpen mehr, sondern richtige Kleider. Sie können essen, bis sie satt sind. Und jetzt schicken wir unsere Tochter Hanna und unseren Sohn Duballe in die Schule, weil wir das Geld für Schulmaterialien haben.»
Hausaufgaben sind keine Selbstverständlichkeit: Endlich können Hanna und Duballe die Schule besuchen.
Zwei Jahre Zeit hat Birke, um den Kredit von umgerechnet rund 300 Franken zurück zuzahlen. Drei Monate dauert es, um junge Ochsen zu mästen, so dass sie auf dem lokalen Markt mit gutem Gewinn verkauft werden können. Inzwischen mästen Birke und ihr Ehemann Tadesse ihr viertes Paar Ochsen. Den Gewinn aus dem Verkauf konnten sie nicht nur einsetzen, um Essen, Kleider und Schulmaterial zu kaufen, sondern auch, um die Hälfte ihrer Kreditschulden zurückzuzahlen. Das nahe Ziel für Birke und Tadesse ist es, den Kredit komplett zu tilgen und zwei junge Ochsen mit eigenem Geld zu kaufen, um unabhängig und ohne Schulden weiter als Viehmäster zu arbeiten.
«Dann sind wir unserem nächsten Ziel näher: Ein kleines Lehmhaus mit Wellblechdach», freut sich Birke. Denn bislang schläft die Familie noch in einem aus Ästen und Stroh errichteten Unterstand. Ihre traditionelle Rundhütte haben sie für die Ochsen geräumt, so wertvoll sind sie für die Familie: «In der Hütte werden sie schneller fett.» Noch muss das neue Haus warten. «Es ist nachts ja nicht so kalt bei uns», tröstet sich Birke. «Wichtiger als das Haus ist, dass die Kinder zur Schule gehen können.»
Projektgebiet Abaya Gelana, Familie von Birke Eshetu, die Ochsen erhalten haben
Dank der Ochsen würden sie sich langsam aus der Armut herausarbeiten, ist sich das Ehepaar sicher. «In fünf Jahren werden wir vier Ochsen und ein richtiges Lehmhaus haben», sagt der Vater Tadesse. «Und meine Kinder werden auf die weiterführende Schule in der Distriktstadt Gangua gehen – ich werde alles daran setzen, ihnen den Weg zu ebnen.»
«Als Menschen für Menschen zum ersten Mal zu uns kam, waren wir verzweifelt», erinnert sich Birke. Die Familie hat nur einen winzigen Acker, Tadesse verdient als Tagelöhner nur einen Hungerlohn. «Manchmal flüchtete ich aus dem Haus und versteckte mich im Feld, weil ich das Bitten der Kinder um Essen nicht mehr ertrug», sagt Birke. «Wie froh wir sind, dass das jetzt vorbei ist!»
Mit dem Erlös aus dem Ochsenverkauf hat sie auch ein Huhn erworben, das bereits Küken ausgebrütet hat. Jetzt versorgen fünf Hennen die Familie mit frischen Eiern. «Es geht voran», sagt Birke: «Wir haben so viel Glück!»
WARUM WIR HELFEN
In den Bezirken Abaya und Gelana verfügt eine durchschnittliche Familie die Hälfte des Jahres nicht über genügend Nahrung. Damit die Kinder keinen Hunger mehr leiden und sich gesund entwickeln können, brauchen die Eltern Hilfestellung.
WIE WIR HELFEN
Mit Hilfe von Kleinkrediten werden 400 Familien pro Jahr zu Viehmästern. Die Kredite müssen sie erst nach zwei Jahren voll zurückzahlen. So bleibt ihnen genug Zeit, mehrmals Jungtiere zu kaufen, zu mästen und zu verkaufen. Die Gewinne verwenden sie, um in ihre Höfe zu investieren und ihren Kindern ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die Kreditschulden zahlen die Bedürftigen nicht an Menschen für Menschen zurück, sondern an Frauengruppen oder Bauernkooperativen. Diese verwenden das Geld, um neue Kredite zu vergeben. Schritt für Schritt können sich die Familien so aus der Armut herausarbeiten.
Mit einem Kleinkreit von 300 Franken kann sich eine Frau und ihre Familie aus der Armut befreien. Spenden Sie jetzt!