Kein Baum, keine Geschenke, aber dafür viel Gemeinschaft: In Äthiopien wünschen sich die Menschen erst im Neuen Jahr «frohe Weihnachten». Das Fest wird nämlich, dem Kalender der orthodoxen Kirche gemäss, erst am 7. Januar gefeiert. Niemand erwartet Geschenke. Auch nicht die Kinder. Stattdessen liegt der Fokus ganz auf dem Zusammensein in der Familie. Vor allem macht man den ganzen Tag Hausbesuche bei den näheren und weiteren Verwandten. Und überall gebietet die Höflichkeit mitzuessen.
Gewöhnlich gönnt man sich in Äthiopien nur an besonderen Festtagen ein wenig Fleisch. An Weihnachten wird gerne Doro Wot serviert, Hühnchen in einer sehr scharfen Sosse. Familien, die etwas bessergestellt sind, tischen auch Kitfo auf, eine Art Tatar, oder Tibbs, das sind mundgerecht gebratene Fleischstückchen vom Rind oder der Ziege. Selbst die armen Familien versuchen bei den lokalen Schlachtern ein wenig Fleisch zu bekommen.
Die orthodoxen Christen ziehen ihren Sonntagsstaat aus handgewebter und ungefärbter Baumwolle an. Die „Shemmas“ sind grosse Tücher, sie werden ähnlich wie römische Togen um die Schultern geworfen. So ziehen die Gläubigen weiss gewandet in die Kirchen, wo im Duft von Weihrauch und schlanken Bienenwachskerzen wahrhaftige Weihnachtsstimmung aufkommt.