Aster wohnt mit ihrer Tante in einer winzigen Wohnung und träumt von der weiten Welt: Ein Leben als Stewardess, das wäre wundervoll. Seit sie von Menschen für Menschen jeden Tag eine Mahlzeit erhält, kann sie sich in der Schule konzentrieren und fleissig lernen. Wird die Zwölfjährige den «Take-off» aus dem Slum schaffen?
Asters Alltag: Lieber als in der winzigen Wohnung ist das Mädchen mit Freundinnen in der Schule. Bei der Hausarbeit träumt sie von ihrer Zukunft.
In Asters Stadtviertel lebt auch eine Stewardess von «Ethiopian Airlines». Wenn Aster ihr auf der Strasse begegnet, grüsst sie schüchtern. Wie wunderschön die Frau in ihrer grünen Uniform ist! Wenn sie zur Arbeit muss, wird sie sogar von einem Auto abgeholt! «Ich möchte auch Stewardess werden», sagt Aster.
Manchmal betrachtet sich das zwölfjährige Mädchen in der Spiegelscherbe über dem Bett: Wie sähe sie aus als Flugbegleiterin? Stewardessen müssen mit Ausländern reden und englisch können. Also setzt sie sich auf den Boden und lernt.
Aster Solomon ist eine Waise, sie wächst bei ihrer Tante Fantaye Assefa, 45, in Arada auf, einem Stadtteil der Hauptstadt Addis Abeba. Die Wohnung der beiden besteht aus einem winzigen Zimmer einer Lehmhütte. Der Raum ist vier Quadratmeter klein. Je älter Aster wird, desto bedrückender empfindet sie die Enge. Es gibt ein Bett, das sich das Mädchen mit der Tante teilt. Für einen Tisch fehlt der Platz. Für Bücher ist kein Geld da. «Die Nachbarn haben eine Bibel», erzählt Aster. «Manchmal leihen wir sie aus.»
Viel lieber als daheim ist sie bei den Nachbarn, die einen alten Fernseher haben, und schaut türkische Serien über Familien, die in schönen Häusern leben. Lieber ist sie auch in der Schule, denn dort gibt es jeden Tag zu essen: Menschen für Menschen versorgt 50 Kinder aus den ärmsten Familien mit einem Gratis-Mittagessen.
Ob Pasta Bolognese oder traditionelle Speisen wie säuerliche Pfannkuchen aus Teff-Getreide mit einer dicken Sauce aus gemahlenen Kichererbsen: Für Aster ist das Schulessen die Hauptmahlzeit des Tages – und der Grund, warum sie sich seit drei Jahren in der Schule verbessert hat. «Bevor ich das Essen bekam, konnte ich mich vor Hunger nicht konzentrieren, war schwach und erschöpft», erinnert sich das Mädchen. «Jetzt kann ich dem Unterricht folgen.»
In Äthiopien führen die Lehrer eine Noten-Rangliste ihrer Schüler. Im vergangenen Schuljahr lag Aster schon auf dem 21. Platz von 46 Schülern und Schülerinnen in ihrer Klasse. Sie wird sich in den höheren Klassen noch weiter steigern müssen, um eine Stelle an der Stewardessen- Schule zu bekommen und ihren persönlichen «Take off», ihren «Abflug» aus der Armut verwirklichen zu können. Durch das tägliche Mittagessen von Menschen für Menschen hat sie die Kraft, sich weiter anstrengen zu können und ihre Chance zu nutzen.
So verhilft die Stiftung mit relativ geringem Einsatz den ärmsten Kindern zu Lebensperspektiven – und zu einer gesunden Entwicklung: Früher sass Aster in den Pausen apathisch am Rand. «Ich hatte einfach keine Energie zum Spielen», sagt das Mädchen. «Jetzt mache ich immer mit und laufe sogar mit den anderen um die Wette.»
WARUM WIR HELFEN
Wie kann es sein, dass Kinder in der Grossstadt an Mangel und Hunger leiden? Asters Tante Fantaye arbeitet als Putzfrau. Dafür bekommt sie einen Monatslohn von umgerechnet 32 Franken. Doch für das winzige Zimmer muss Fantaye bereits die Hälfte ihres Einkommens an Miete bezahlen, nämlich 16 Franken. Ein Kilogramm Mehl kostet rund 1 Franken: Leicht lässt sich ausrechnen, dass der Rest des Verdienstes ganz für Essen aufgewendet werden muss – und es trotzdem nicht reicht. In vielen Familien fallen täglich Mahlzeiten aus. Darunter leiden die gesundheitliche Entwicklung und die schulischen Erfolge der Kinder.
AKTIVITÄTEN
- Lebensmittelhilfen für Mütter unterernährter Kleinkinder
- Schulspeisung für Kindergarten- und Schulkinder
- Mikrokredite und berufliche Bildung für Eltern, damit sie ein besseres Einkommen erzielen
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