Frische Fakten zu einem wichtigen Lebensmittel
Liebe Leserin, lieber Leser
Sie sind in Äthiopien ganz unten in der Gesellschaft: alleinerziehende Mütter ohne eigenes Land. Mit kleinen Kindern können sie kaum Erwerbsarbeit annehmen – doch ohne Arbeit kein Einkommen, um die Kleinen zu versorgen.
Menschen für Menschen bietet einen Ausweg aus dem Dilemma: Wir bringen Jungkühe nach Abaya – unsere Fachleute wählen im 200 Kilometer entfernten Borena Tiere mit guter Milchleistung aus und bringen sie ins Projektgebiet.
200 besonders arme Familien erhielten 2022 eine Kuh auf Kreditbasis. Vier Jahre haben sie Zeit, den Kredit über 163 Franken zurückzuzahlen – was ihnen leichtfällt: Schon nach rund einem Jahr können sie das erste Kalb der Kuh verkaufen und damit den Kredit zu einem Grossteil ablösen. Und der Verkauf von Milch, Joghurt und Frischkäse bietet den Landfrauen ein stetiges Einkommen. Milch ist ein sehr begehrtes Gut in Abaya, die Frauen können einen relativ hohen Preis verlangen, nämlich einen Franken pro Liter.
Dies ist ein Beispiel, wie unsere Stiftung arbeitet: Durch unsere Kenntnis der Bedingungen vor Ort können wir den ärmsten Familien Hilfen anbieten, die nachhaltig Perspektiven bringen.
Ihr Kelsang Kone
Geschäftsführer Menschen für Menschen
Auf die Haltung kommt es an
Knapp 700’000 Kühe gibt es in der Schweiz.
Jede produziert rund 7000 Liter Milch pro Jahr. Dafür sorgen Kraftfutter und die hochgezüchteten Rassen.
Zwar gibt es in Äthiopien 10 Millionen Kühe, aber sie produzieren viel weniger Milch: Mühsam sucht das Vieh sein Futter und findet oft nur trockene Halme auf ausgelaugten Böden.
Menschen für Menschen schult die Kleinbauern, wie sie die Kühe auf dem Hof halten und füttern müssen, damit sich ihre Milchleistung verdoppelt, auf über drei Liter am Tag.
«Kuhfladen können nicht gesammelt werden, wo keine Kuh war.»
Am Horn von Afrika
Ein Bub in Debre Berhan gibt einer Milchkuh zu fressen, die seine Familie mit Hilfe eines Mikrokredits von Menschen für Menschen erwerben konnte. Anders als ihre Schweizer Artgenossinnen darf sie ihre Hörner behalten – in der Schweiz werden drei Viertel der Kälber mit einem Brenneisen enthornt: Rinder mit Hörnern bräuchten mehr Platz und sie könnten sich bei Rangkämpfen verletzen, lautet das Argument.
Quelle: Agroscope
Der Preis für 1 Liter Vollmilch beträgt…
Ein Milchbauernhof in der Schweiz produziert durchschnittlich 163 Tonnen Milch pro Jahr. Damit könnte er ein Dorf mit rund 2700 Einwohnern versorgen. Denn die Schweizer trinken im Schnitt 60 Liter pro Jahr.
Das ist den Äthiopiern nicht vergönnt. Kleinbauern schätzen sich glücklich, wenn sie nicht nur Ziegen haben, sondern auch eine Kuh. Was diese an Milch liefert, reicht kaum über den Eigenbedarf hinaus.
In unserem Projektgebiet Abaya wird ein Liter Milch für umgerechnet einen Franken gehandelt – dafür muss ein Landarbeiter mehr als einen halben Tag lang arbeiten: Der Tagelohn liegt aktuell bei 1,70 Franken.
Quelle: Swissmilk, eigene Recherchen
VIER VON ZEHN KINDERN in Äthiopien leiden unter «Stunting»: Sie sind zu klein für ihr Alter – ein Zeichen chronischer Mangelernährung. Häufig essen sie sehr einseitig, oft nur Getreide. Auch deshalb versucht Menschen für Menschen, die Versorgung mit Milch zu verbessern.