Ausgangslage
Das war die Ausgangslage: Viele Kleinbauern ernteten viel zu wenig. Ihre Familien hatten nur einige Monate im Jahr genug zu essen. Von Mai bis Oktober litten sie an Nahrungsmangel. Die Kinder waren durch den Hunger anfällig für Krankheiten.
Die rückständige Landwirtschaft ist in Äthiopien nur eine Ursache für den Mangel. Die Abholzung von Bäumen und Waldstücken führen zur Abschwemmung von Mutterboden und zur Verringerung des Wasserangebots für die Landwirtschaft. Die Zerstörung der naturräumlichen Ressourcen trägt dazu bei, dass die Ernten klein bleiben. In jüngster Zeit macht den Bauern auch der globale Klimawandel mit erratischen Regenfällen zu schaffen.
Da es an Handwerk und Industrie fehlt, sind besonders viele jungen Leute arbeitslos. Da sie kein Land besitzen, wissen viele keinen anderen Ausweg, als Bäume zu fällen und sie als Brennholz zu verkaufen – ein wesentlicher Faktor für die weitere Verödung der Landschaft. Andere junge Leute wandern in die Städte ab. Ohne Ausbildung bleiben sie jedoch auch dort ohne Perspektiven und vergrössern nur die Schar der Tagelöhner, die in extremer Armut leben.
Frauen sind in ländlichen Distriken wie Fogera traditionell benachteiligt und mit hoher Arbeitsbürde belastet. Beispielsweise sind sie für das Beschaffen von Trinkwasser und Feuerholz verantwortlich. Eine nachhaltige Entwicklung ist erst möglich, wenn sich die Frauen sozial und ökonomisch entfalten können.
Unsere Hilfe zur Selbstentwicklung
Vielfältige Förderung
Bis 2024 haben wir rund 1,7 Millionen Bäume gepflanzt, die wir aus der projekteigenen Pflanzschule bereitstellten. Unsere Aufforstungen bieten vielerlei Nutzen. Mit den neu gepflanzten Bäumen wird klimaschädliches CO2 gebunden – ein Beitrag gegen die weltweite Klimaerwärmung. Vor allem aber wirken die Bäume als Erosionsschutz und Wasserspeicher. Ihre Wurzeln verhindern das schnelle oberflächliche Abfliessen der Niederschläge und damit das weitere Abschwemmen des Mutterbodens. Der Grundwasserspeicher wird regeneriert und speist ganzjährig Quellen und Bäche.
Neben dieser indirekten Förderung der Landwirtschaft boten wir den Kleinbauern auch direkte Hilfen. Wir sorgten für Mikrokredite und den Zugang zu verbesserten Saaten und leistungsfähigem Vieh. Darüber hinaus vermittelten wir in landwirtschaftlichen Schulungen neues Wissen: Wie kann man auf kleinen Anbauflächen, bei ausgelaugtem Boden und in Zeiten des Klimawandels möglichst gute Erträge erreichen? Beispielsweise durch das Konzept des „Agroforestry“, bei dem auf geringer Fläche diversifizierte Ernten möglich sind: Unter hohen Bäumen wachsen jetzt Obststauden und am Boden wird Gemüse gezogen.
Landlose junge Leute können davon nicht profitieren. Für sie organisierten wir berufliche Schulungen und Startkapital zur Existenzgründung, etwa im Kleinhandel oder der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte. Auch Mütter stärkten wir in genossenschaftlich organisierten Gruppen. Die Frauen erhielten gemeinsam Unterricht und Mikrokredite und konnten so Kleinunternehmerinnen werden.
Ob Landschaftsschutz, das Verbreiten einer angepassten Landwirtschaft oder die Förderung für arbeitslose Jugendliche und Frauen: Die miteinander verzahnten Aktivitäten trugen zur Ernährungssicherheit und einem besseren Einkommen der ländlichen Bevölkerung bei. Insgesamt profitierten rund 60´000 Menschen von unserer Hilfe.
Klimagase kompensieren
Unter der Klimaerwärmung leiden vor allem diejenigen, die dazu am wenigsten beitragen: Die besonders armen Menschen in den Ländern des Südens. Dort sorgt das veränderte Klima bereits für Ernteausfälle. Bei Missernten leiden Familien Mangel und Hunger.
Wir boten in Fogera Spendenden und Unternehmen an, den Ausstoss ihrer unvermeidlichen Treibhausgase in unserem Projekt zu kompensieren. Klimakompensation bedeutet: Die Spender sorgen dafür, dass schädliche Klimagase an anderer Stelle gespart oder wieder aus der Atmosphäre entnommen werden. Aber bei Menschen für Menschen bedeutete die Klimakompensation in Fogera zusätzlich: die Bekämpfung von Armut.
Unsere Baumpflanzungen verbessern künftig die Lebensperspektiven der ärmsten Familien, schützen vor Bodenerosion, sorgen für einen besseren Wasserhaushalt und damit für bessere Ernten. Gleichzeitig binden die Bäume Abertausende Tonnen CO2 – und helfen so dem Klima. In Afrika – und in der Schweiz. Bis Projektende zogen und pflanzten wir rund 1,7 Millionen Bäume. Diese holen binnen 10 Jahren rund 94´000 Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre.
Daneben konnten Einzelspender und Firmen Ihre Treibhausgase über holzsparende und gesundheitsschonende Herde ausgleichen. Denn Frauen auf dem Land in Äthiopien kochen meist immer noch über offenem Feuer mit starker Rauchentwicklung – schädlich für ihre Gesundheit und das Klima.
In anderen Projektgebieten gibt es weiter Aktivitäten, die sich positiv auf die weltweite CO2-Bilanz auswirken. Neben der Verteilung der holzsparenden Öfen sind hier etwa die Abgabe von Mangobäumen oder Kaffeesetzlingen an Kleinbauern zu nennen. Doch hier ist die Berechnung der realen CO2-Einsparungen aufgrund der kleineren Grössenordnung kaum seriös machbar. Deshalb bieten wir bis auf weiteres keine CO2-Kompensationsmöglichkeiten an.